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Energetische Ausgangssituation

Die Gebäude von Burg Rieneck verfügen über keine oder nur geringe Wärmedämmung. Die starken Außenwände der historischen Bauteile aus Sandsteinmauerwerk bieten jedoch eine große Speichermasse, wodurch kurzzeitige Temperaturschwankungen weitgehend ohne Auswirkung bleiben und die jahreszeitlichen Temperaturunterschiede erst zeitlich versetzt im Innern spürbar werden.

Die für ein Baudenkmal ungewöhnlich intensive Nutzung nahezu aller Gebäudeteile, einschließlich der Dach- und Untergeschosse, erhöht die Anforderungen an den nachhaltigen Umgang mit Energie, bietet jedoch auch die nötigen Voraussetzungen für eine gute Auslastung der Anlagen und einen wirtschaftlichen Betrieb des Gebäudekomplexes. Problematisch ist die unterschiedlich starke Belegung im Jahresverlauf, die zwangsläufig mit dem Betrieb einer Freizeit- und Bildungseinrichtung für Kinder und Jugendliche einhergeht. Dies kann jedoch durch die Aufteilung in verschiedene, auch getrennt voneinander nutzbare Baukörper und die bewährte Praxis nur die gerade in Nutzung stehenden Räumlichkeiten auf Aufenthaltsraumtemperatur zu heizen kompensiert werden. Der tatsächliche Endenergiebedarf für Heizung und Trinkwarmwasser liegt mit ca. 410.000 kWh/a  bzw. 145 kWh/(m2a) deutlich unter dem rechnerisch nach DIN 18599 ermittelten Wert von insgesamt ca. 1.540.000 kWh. Das entspricht einem Bedarf von 544 kWh/(m²*a). Dies zeigt, dass historische Bausubstanz in energetischer Hinsicht keineswegs um so viel schlechter ist, als jüngere Gebäude, obwohl dies die normierten Rechenwerte suggerieren. Zudem wird das Potential einer, entsprechend dem Bedarf durch gezieltes Reduzieren bzw. Erhöhen der Heizwärme mit Verstand manuell betriebenen Heizungsanlage deutlich.

Große Lüftungswärmeverluste entstehen durch die Fensterlüftung unter den besonderen Bedingungen eines Freizeitheims für Kinder und Jugendliche. Es kommt relativ häufig zu lange aufstehenden Fenstern, auch bei laufender Heizung. Dies geschieht teils aus mangelndem Problembewusstsein, teils aber auch wegen der Notwendigkeit bei voller Raumbelegung für ausreichend frische Luft sorgen bzw. die Luftfeuchte in Sanitärräumen reduzieren zu müssen.

Die beiden Heizräume befinden sich im Untergeschoß des Torhauses (E) und damit in der äußersten Südwestecke des Gebäudekomplexes. Die Haustechnik stammt noch weitgehend aus den 1970er Jahren und ist entsprechend veraltet. Speziell für die Regelung gibt es vermutlich keine Ersatzteile mehr. Die Burg wird mit einer zentralen Ölheizung, bestehend aus zwei Öl-Gebläse-Kesseln mit einer Leistung von je 165 kW Baujahr 1989 beheizt. Die Vorlauftemperatur wird über einen Außenfühler auf der Nordseite geregelt. Am Stangenverteiler mit 6 Heizkreisen wird die ankommende Temperatur durch 3-Wege-Vertile in den Steigleitungen heruntergemischt.

Für die Trinkwarmwasserbereitung der Gebäudeteile C bis G stehen zwei Pufferspeicher mit jeweils 750 l Nenninhalt aus dem Jahr 1989 zur Verfügung, die aufgrund ihrer Größe ständig auf 60°C gehalten werden müssen, um eine Legionellenfreiheit zu gewährleisten. Ein dritter Pufferspeicher der gleichen Größe steht als Reserve im Heizraum bereit, ist allerdings nicht angeschlossen. Die Druckhaltungsanlage stammt aus dem gleichen Baujahr.

Die Verteilungsnetze für Heizung und Warmwasser sind sehr weitläufig und die Leitungen nur zum Teil nach heutigem Standard isoliert. Sie liegen zum Teil in den unbeheizten Spitzböden. Der Saalbau (A+B) wird über eine Nahwärmeleitung mit Wärmetauscher bei einer Auslegungstemperatur von 90°C im Vorlauf und 70°C im Rücklauf versorgt. Sekundärseitig liegen die Auslegungstemperaturen bei 70°C im Vorlauf und 50°C im Rücklauf.

Der Heizungsverteiler bedient zwei Heizkreise. In den Steigleitungen wird die Vorlauftemperatur durch 3-Wege-Ventile heruntergemischt. Der Saalbau besitzt einen eigenen Pufferspeicher für die Trinkwarmwasserbereitung mit einer Nennkapazität von 400 l. Damit gilt dieser Puffer als Großspeicher und muss nach den DVGW-Richtlinien ständig in der oberen Zone auf mindestens 60°C gehalten werden, um eine Legionellenfreiheit zu gewährleisten.  Die Kapelle wird durch langgestreckte, schmale Plattenheizkörper (Radiatoren) an beiden Längsseiten in Sitzhöhe beheizt, die nur kurzzeitig bei Nutzung der Kapelle mit 70° Vorlauftemperatur aufgeheizt werden und dann überwiegend Strahlungswärme abgeben. Nachteilig an diesem System ist vor allem die ungleiche Verteilung der Wärme im Raum. Die überwiegende Anzahl der Räume wird konventionell mit Radiatoren, Platten- oder Kompaktheizkörpern unterschiedlicher Bauart und Alters erwärmt. Moderne Flächenheizungen mit geringer Vorlauftemperatur sind nicht vorhanden.

Der Ölverbrauch beträgt derzeit durchschnittlich ca. 41.000 l/a. Derzeit wird Netzstrom aus regenerativen Energien bezogen. Eine direkte Nutzung der Solarenergie findet noch nicht statt. Der Stromverbrauch liegt derzeit bei 70.000 kWh/a. Dies entspricht zusammen einem CO2-Ausstoß von etwa 170 t/a.

Der Wasserverbrauch beträgt jährlich ca. 4.100 m3. Zur Versorgung mit Grauwasser wurde eine Regenwasserzisterne hergestellt. Hierdurch wird fast die Hälfte des Gesamtwasserverbrauchs abgedeckt. Es verbleibt ein Trinkwasserverbrauch von ca. 2400 m3/a.

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Bild 13 Heizraum -1.07, AB Haase